Wir segeln was schnell ist
Als 1989 die Berliner Mauer fiel und 1990 die Wiedervereinigung vollzogen wurde, machten sich Anfang der 90er Jahre viele Westberliner auf den Weg, um das bis dahin nicht erreichbare Berliner Umland zu erkunden.
Darunter waren auch Segelsportler, auf der Suche nach neuen Revieren und haben den, innerhalb des Stadtgebietes von Berlin gelegenen, Müggelsee entdeckt. Der wunderschön gelegene See war nicht so überlaufen wie die Westberliner Segelreviere, insbesondere der “Wannsee“.
In den Anfängen trafen sich Surfer aus Westberlin mit Sportfreunden aus Köpenick und Umgebung auf einem Gelände nahe dem Wasserwerk, welches aber im Zeitverlauf nicht mehr zur Verfügung stand. Parallel trafen sich Surfer und Katamaransegler regelmäßig auf dem Gelände neben dem Strandbad „Müggelsee“ um an den Wochenenden Regatten zu veranstalten.
Schlussendlich sind die Wassersportler vom Wasserwerk auf das Gelände am Ostufer umgezogen und haben sich an den von der dort ebenfalls ansässigen Surf- und Segelschule organisierten Regatten beteiligt.
Im Laufe der Zeit begeisterten sich immer mehr Wassersportler, sowohl für das „Schnellsegeln“ als auch für das Windsurfen. Der Wunsch sich sportlich zu messen und an offiziellen Regatten teilzunehmen wuchs unter den Wassersportlern am Ostufer des Müggelsee. Voraussetzung hierfür war die Mitgliedschaft in einen Verein. Damit war die Idee zur Gründung eines eigenen Vereines geboren. Der Name für den neu zu gründenden Verein war schnell gefunden „CSCM – Catamaran- und Surfclub Müggelsee”.
Vor der formalen Vereinsgründung galt es einige Fragestellungen zu klären. Das Areal, dass von den Katamaransegelern, den Surfern und der Surf- und Segelschule gemeinsam genutzt wurde war im Besitz der Berliner Bäderbetriebe. Da sich eine gewerbliche und eine gemeinnützige Nutzung gegenseitig ausschließen musste eine Lösung gefunden werden.
Hans Jürgen Jahn investierte viel Zeit und Energie und Ihm ist es zuzuschreiben, dass dem noch zu gründenden Verein ein Teilbereich des Geländes von den Berliner Bäderbetrieben zur Verfügung gestellt wurde.
1994 wurde dann die Aufnahme des Vereins in das Vereinsregister beantragt. Die Vereinsgründung hat sich aus formalen Gründen hingezogen. Die eingereichten Unterlagen waren unvollständig und der zwingend geforderter Vereinswimpel fehlte gänzlich. So wurde in einer Nacht- und Nebelaktion (ca. 22 Uhr bis 3 Uhr morgens) unser Vereinswimpel geboren. Es durften keine Buchstaben und/oder Zahlen enthalten sein und der Name CSCM sollte erkennbar sein.
Erst 1995 lagen alle erforderlichen Unterlagen vor und am 14. Dezember wurde der Catamaran- und Surfclub Müggelsee e.V. (CSCM) in das Vereinsregister des Amtsgerichts Charlottenburg eingetragen. Der erste Vorsitzende des Vereins war Hans Jürgen Jahn, der tragischer Weise kurz nach der Vereinsgründung schwer erkrankte und kurze Zeit später verstarb.
Die Geburtswehen waren überstanden und nun ereilten den Verein die „Alltagsprobleme“. Besucher des Strandbades nutzten den Zugang zur Surf- und Segelschule und zum Vereinsgelände, um darüber auf das Gelände des Strandbades zu gelangen, ohne den Eintritt zu zahlen. Dies ging zu Lasten der Berliner Bäderbetriebe und war nicht hinnehmbar.
Übergangsweise wurde das Tor geschlossen und die Vereinsmitglieder erhielten spezielle Ausweise um kostenfrei auf das Gelände zu gelangen. Schließlich wurde zwischen Strandbad und unserem Gelände ein Zaun errichtet und das Tor wieder geöffnet.
Auch wirtschaftlich musste sich der neue Verein zunächst entwickeln. Anfangs trat der geschäftsführende Vorstand einige Male in finanzielle Vorleistungen, da Mitgliedsbeiträge und Liegeplatzgebühren noch sehr zögerlich bezahlt wurden. Für das Vereinsgelände war eine moderate Pacht zu entrichten, Verbandsbeiträge waren zu zahlen und für das Infrastrukturprojekt „Stromanschluss“ wurden ebenfalls Mittel benötigt. Für die dafür erforderliche Genehmigung galt es einige bürokratische Hürden zu bewältigen, was schon deshalb eine Herausforderung darstellte, weil drei verschiedene Behörden zu beteiligen waren.
Schließlich konnten wir in Eigenregie das dafür erforderliche Erdkabel verlegen. Die Anschlüsse wurde von einer Fachfirma ausgeführt und in der Folgezeit erfreute sich der CSCM über einem guten Zulauf neuer Mitglieder.
In den Jahren 1997 / 1998 ging dann die Zuständigkeit für das Strandbad Müggelsee, und damit auch für unseren Geländeteil von den Bäderbetrieben auf das Bezirksamt Treptow – Köpenick über. Dieser Umstand sollte sich als Glücksfall für den CSCM erweisen.
Da unser Verein bis dato über keinen eigenen Seezugang verfügte, mussten die Boote über das Gelände der Surf- Segelschule zu Wasser gelassen werden, aber die damit verbundenen Gebühren wurden auf Dauer als unverhältnismäßig empfunden. Der Vorstand des CSCM suchte den Kontakt zum Bezirk mit dem Ziel einen Seezugang für den Verein zu schaffen und es begann ein politischer Meinungsbildungsprozess der auch vom Bezirks-Sportbund unterstützt wurde. Die Beharrlichkeit des Vereines und seiner Repräsentanten führte auch in diesem Fall zum Erfolg und schließlich zum direkten Seezugang. Damit waren die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen um sich endlich der eigentlichen Vereinsarbeit widmen zu können.
Mit Hilfe von Mitgliedern der TOPCAT Klassen-Vereinigung wurde der Berlin-Cup ins Leben gerufen. Zu unserer Freude reisten Katamaransegler aus ganz Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern an. In den ersten Jahren waren 30 Katamarane und mehr auf dem Wasser. Von den am Müggelsee ansässigen Nachbarvereinen wurden wir bei der Durchführung dieser Regatten kräftig unterstützt.
Auf Initiative unseres leider schon verstorbenen Gerd Frieml wurde die „77-Meilen Regatta“ ins Leben gerufen. Noch heute treffen sich jährlich im August Katamaransegler aus der Region und darüber hinaus, um diese „Fun-Regatta“ ganz im olympischen Geist zu segeln und die Gemeinschaft des Catamaran und Surfclub Müggelsee e. V. zu erleben.