Spiekeroog 2025

Die Prognosen waren – wie sagt man es am besten? – „Bescheiden“. Wobei, wenn man ehrlich ist, ist das noch ziemlich geprahlt. Dauerregen, kalt und viel Wind, sehr viel Wind aus West. Das war die Prognose als wir (Antje, Sophia & ich) Donnerstag früh den Inter 20 ans Auto hängten und gen Nordwesten an die Küste fuhren. Der Himmel war wolkenverhangen und so manch kräftiger Schauer ergoss sich über die Autobahn. Trotzdem war die Stimmung gut, denn warum sollte die Prognose ausgerechnet diesmal stimmen. An der Küste angekommen zeigte sich der Himmel weiter grau, aber zumindest kein Regen. Also mal zackig den Mast gestellt und dann doch mal kurz ins Auto und den Wolkenbruch abwettern. Tja und dann war es soweit, Segel hoch und los! Dank Hochwasser konnten wir das Fahrwasser Fahrwasser sein lassen und den direkten Kurs wählen. Von Westen zog derweil das nächste Unwetter an, aber das würde uns im Norden passieren. Also eine ganz entspannte Überfahrt bei 2-3 Bf (Prognose war 5, Böen 7) – manchmal klappt doch was! Also Boot auf den Sand, Zelt aufgestellt und reingelegt.

Freitag früh weckte einen dann irgendwann das Geräusch vom Dauerregen. Und wenn es das nicht war, dann das Heulen des Windes in den Masten im Hafen. Die Regenpause nutzen wir, um auf die Terasse des Clubheims zu wechseln. Frühstück mit Blick auf den Hafen. Derweil legt der Wind langsam zu. Als erstes schmiegt sich Sophias Zelt dicht an den Boden, etwas später macht es unser Zelt, mit weiter zunehmendem Wind, genauso. Wir entscheiden unsere Wohnstätte umzusiedeln und entscheiden dann, dass aktueller Wind und die Aussicht auf noch mehr Wind (Böen bis 9 Bf) als Ausrede gelten dürfen, um heute mal nicht segeln zu gehen, sondern lieber ein bisschen abzuhängen und im Dorf Tee & Waffeln zu genießen! Ein guter Plan, zumal der angekündigte Dauerregen sich vornehm auf einige kleine kurze Schauer reduziert. Gegen Abend geht der Wind runter und bietet somit dem zweiten Teil unserer Reisegruppe (Carla, Nina, Esther, Jörg, Tom & Frank) wieder die Möglichkeit für eine behagliche Überfahrt.

Samstag früh beginnt mit dem gleichen Szenario wie Freitag, Regen & Wind, Aufstehen & Frühstück, danach wieder ins Dorf – weil „Wasser ist weg“. Ein entspannter Tag in angenehmer Gesellschaft und ein wunderschöner Abendtörn bei tollem Wind.

Sonntag – Tag der Entscheidung! Während die meisten Regatten ja doch an zwei Tagen gesegelt werden (über Pfingsten oft sogar ja drei Tage) und dabei zahlreiche Rennen zu absolvieren sind hat man sich hier auf der Insel dazu entschieden sich auf das wesentliche zu reduzieren. Ein Tag, ein Rennen – keine Entschuldigungen – hopp oder top! Und der Tag beginnt wie die anderen zuvor, Regen & Wind, Aufstehen & Frühstück. Start ab 13:30 (je nach Startgruppe), Steuermannsbesprechung um 11:00 Uhr. Die Prognose für den Tag, 20 Knoten aus West, in Böen mehr. Im Hafen fühlt es sich aber vergleichsweise entspannt an. Da unsere Startgruppe erst um 14:00 Uhr ins Geschehen eingreift sind wir entspannt. Gegen 13:00 Uhr fangen wir an uns vorzubereiten. Da laufen die ersten Yachten bereits aus. Sobald sie den Hafen verlassen und im Priel sind, sieht man, wie der Druck in den Segeln steigt und die Boote beschleunigen. Auch wir kommen zügig durch den Priel. Draußen erwartet uns dann eine ziemlich unangenehme kurze steile Welle. Es holpert ziemlich; irgendwie harmonieren Rumpflänge und Wellenbild nicht sonderlich gut. Das fühlt sich nicht so richtig nach Spaß an. Wir beraten kurz was zu tun ist und entscheiden, dass reffen, entgegen jedweder Kattradition, das Mittel der Wahl ist. Also rauf auf die Sandbank und „shit!“ – die Reffbändsel liegen noch im Zelt. Also zurück, reffen und „Start verpasst“! Doof aber richtig, denn auch wenn wir so die Regatta verpassen, jetzt macht das Segeln richtig Spaß und ich schaue vor mir in zwei lachende Gesichter! Wir genießen das Segeln in vollen Zügen und freuen uns über die tollen Bilder, die die Regattateilnehmer für uns aufs Wasser malen! Abends dann Siegerehrung und Seglerball.

Montag – heute ist alles anders! Die Sonne scheint und der Wind weht mit moderaten 3-4 Bf. Wir segeln nochmal ins Gatt, heute ist das Segeln wie im Bilderbuch! Die Insel verabschiedet uns mit einem Traumtag und wir sind uns sicher, 2026 sind wir wieder da (und dann hoffentlich auch rechtzeitig an der Startlinie!). Also nochmal ein ganz großes Dankeschön an den SSC für diese tolle Veranstaltung, die ihres Gleichen sucht! Und auch ein großes Dankeschön an unsere Meterologen, die uns Prognosen für das Wetter machen und ein noch größeres Dankeschön an unser Wetter, das dann doch macht, was es will!
